Ein herzliches Willkommen an Bischof Dr. Manfred Scheuer

Ein herzliches Willkommen an Bischof Dr. Manfred Scheuer

Eine Erinnerung aus der eigenen Petrinerzeit hat sich tief eingeprägt: Der Blick des Tertianers gegen Ende seines ersten Jahres im Petrinum hinunter in den Innenhof, in dem die Maturanten in Erwartung der schriftlichen Reifeprüfung im Kreis marschieren, das Salzstangerl statt des Einstecktuches im schwarzen Anzug, und die mit diesem Blick verbundene bange Frage: Werde ich bei denen auch einmal dabei sein? Ich kann mich nur mehr an wenige Schüler erinnern, die nach mir maturiert haben, aber an viele, zu denen ich bei der Matura in den Innenhof hinuntergeschaut habe: unter ihnen auch Manfred Scheuer. Auf dem Maturafoto steht er – wie ich auf meinem Maturafoto übrigens auch – links außen. Da ist ob seiner blonden, damals beinahe schulterlangen Haare schwer erkennbar, dass hier der heutige Bischof von Linz steht. Dieses Foto ist über 40 Jahre alt. Da ist es gar nicht so einfach, bei der gemeinsamen Petriner Zeit anzuknüpfen. Er ist Maturajahrgang 1974, ich bin Maturajahrgang 1977. Drei Jahre können eine lange Zeit sein, wenn der eine hinauf- und der andere hinunterschaut. Und erst recht, wenn die Matura mehr als 40 Jahre zurückliegt.

Nach dem Studium an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Linz und an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom und der Priesterweihe in Rom wirkte Manfred Scheuer als Seelsorger in Steyr-Tabor und St. Georgen an der Gusen. Von 1985 bis 1988 war er Assistent bei Prof. Gisbert Greshake am Institut für Dogmatik und Ökumene an der Theologischen Fakultät der Albert-Ludwig-Universität in Freiburg und vollendete dort im Jahr 1988 seine Dissertation und wirkte dann als Spiritual des Priesterseminars. 1997 kehrte Scheuer an die Universität Freiburg zurück, war dort Studentenseelsorger und habilitierte sich im Februar 1999. Manfred Scheuer lehrte unter anderem in Freiburg im Breisgau, Salzburg und St. Pölten und war von 2000 bis 2003 Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Theologischen Fakultät Trier. 2003 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof der Diözese Innsbruck. Und nun hat ihn Papst Franziskus wieder zurück nach Linz berufen.
Ein weiter Weg und eine lange Zeit liegen zwischen dem Maturafoto und den Medienberichten über die Amtseinführung im Jänner 2016. In vielen Interviews hat Bischof Manfred seither darauf hingewiesen, er müsse in der Diözese erst ankommen und brauche noch Zeit zum Einarbeiten. Mancherorts verwundern solche Äußerungen, wo wir doch – beispielsweise bei Ministern und Managern – vorgelebt bekommen, wie rasch man Ressorts, Firmen und Aufgabenbereiche wechseln und alles umkrempeln könne. Bischof Manfred dagegen hat den Generalvikar und alle Amtsleiter sowie die Bischofsvikare in ihren Funktionen bestätigt. Er beobachtet, fragt nach, hört aufmerksam zu. Wer glaubt, das wäre wenig oder gar ein Hinweis auf fehlende Leitungskompetenz, der irrt. Denn manchmal ist eine kluge Frage aufschlussreicher als eine nüchterne Feststellung, das Hinhören produktiver als das Reden und das Schauen hilfreicher als die Aktion.

Ich schätze, dass sich Bischof Manfred in seine neue Diözese und in seine Aufgabe nicht einfach hineinstürzt. Ich sehe es als Hinweis, dass er in „seiner“ Diözese wirklich ankommen will. Beziehungen brauchen Zeit zum Wachsen. Die sollten wir uns und ihm gönnen. Wer seine Predigt beim Begräbnis von Dr. Gunter Janda gehört hat, der weiß, was Freundschaft bedeuten kann.

Ermutigend erlebe ich den schnörkellos realistischen Blick auf die kirchliche und gesellschaftliche Gegenwart mit ihren vielen Fassetten und die Offenheit, mit der Bischof Manfred Themen anspricht. Bei der Ordinariatsklausur hat er unter anderem die seelsorglichen Herausforderungen und das Verhältnis von Kirche und Politik thematisiert, zudem aber auch Immanuel Kant zitiert: „Die Notwendigkeit der Entscheidung reicht weiter als die Fähigkeit zum Erkennen.“

Indem er allmählich ankommt, seine vielen Bücher, die er aus Innsbruck übersiedelt hat, in die Regale einordnet, ist er schon mittendrin. Sein Terminkalender füllt sich. Am Sonntag, 22. Mai 2016 , wird er um 9:30 Uhr mit der Petriner Schulgemeinschaft Gottesdienst feiern.

Franz Asanger, MJ 1977

Artikel aus der PetrA-Ausgabe April 2016

Der Verein der Petriner Absolventinnen und Absolventen - kurz PetrA - fördert den gemeinsamen Kontakt und freundschaftliche Beziehungen zwischen ehemaligen Schülerinnen und Schülern des Bischöflichen Gymnasiums Petrinum in Linz. Dies geschieht durch die Publikation der Vereinszeitung, das Treffen bei gemeinsamen Veranstaltungen und die Organisation von Reisen.

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