Liebe junggebliebene Altpetriner!
Es freut mich sehr, dass ich Heribert Derndorfer als Obmann beerben darf. Auch wenn seine altphilologischen und humanistischen Schuhe eine Übergröße sind, werde ich versuchen, den entstehenden Freiraum darin mit guten Ideen zu füllen.1
Ein großer Dank für die geleistete Arbeit gebührt neben Heribert besonders Walter Schmuckermair und dem ganzen Vorstandsteam dahinter. Das Projekt unseres Absolventenverbandes wäre ohne die ehrenamtliche Arbeit nicht möglich. Diese Eigenschaft hebt das Petrinum gegenüber anderen Schulen besonders hervor.
Kurz zu meiner Person: Der aus meinem Heimatort Leopoldschlag stammende Kurienbischof Alois Wagner meinte einmal zu meiner Mutter: das Petrinum wär doch was für den „Pepi“. Und so begab ich mich mit zehn Jahren in die große Welt.
Und so begann für mich im Alter von 10 Jahren ein neuer Lebensabschnitt.
Während meiner Petrinerzeit wandelte sich die streng geführte Disziplin der ‚Nach-Kriegs-Professoren‘ in unserer ‚Post-68er-Generation‘ zu einer gewissen Milde. Stellvertretend erwähnt seien hier u.a. Gunther Janda und Johann Bergsmann. Wie für den Großteil von uns Petrinern hat mich der Zusammenhalt der Klassengemeinschaft für die späteren Jahre als Teamplayer stark geprägt. Beeindruckend ist mir damals die neu gestaltete Studenten-Kapelle in Erinnerung geblieben. Mein weiterer Weg führte mich nach Innsbruck und Wien, wo ich Architektur studierte und arbeitete.
Zu guter Letzt bin ich dann doch wieder in Linz gelandet – mit meiner Frau und meinen drei Kindern, von denen zwei im Petrinum bereits maturiert haben. So schließt sich der Kreis. Durch den guten Kontakt zur Schule durfte ich als Architekt mit meiner Handschrift die Bibliothek, die Sternwarte und den Raum der Stille gestalten.
In der Zeit nach der Matura hatten wir Absolventen oft ein eher distanziertes Verhältnis zur Schule. Nach einem so intensiven Zusammenleben von Schülern, Lehrern und Erziehern unter einem Dach, kehrten einige Maturanten dem Haus sogar ganz den Rücken zu. Der Abstand war oft hilfreich für die persönliche Weiterentwicklung.
Das Petrinum hat über die Jahre eine Veränderung erfahren, die dem Hause sehr gut tat. Als Gymnasium hat es in der Linzer Schullandschaft einen hervorragenden Platz gefunden. Dies ist zu einem großen Teil dem guten Lehrkörper und dem Direktor zu verdanken.
Heutzutage haben die Schüler einen anderen Bezug zum Haus als wir damals hatten. Jährlich zum Maturaball zurückzukehren, ist für viele Absolventen eine hervorragende Gelegenheit, um die ehemaligen Kollegen wieder zu treffen. Übrigens eines der schönsten Sommerfeste, wenn das Wetter mitspielt: Der Hof als wunderbares Ambiente, den jeder von uns noch bis ins Detail kennt, gefüllt mit hunderten von Menschen…ein feierlicher Abschluss eines Lebensabschnittes.
Mein Wunsch als Obmann ist es, den jungen Absolventen die Bedeutung, Möglichkeiten und Chancen unseres Vereins zu vermitteln. In unserer schnelllebigen Zeit ist es wichtig, Netzwerke zu schaffen und den Kontakt zu den frisch gebackenen Maturanten zu pflegen.
Meine Matura jährt sich heuer zum vierzigsten(!) Mal. Trotzdem zähle ich mich noch immer zu den Junggebliebenen.
Ich freue ich mich auf meine Aufgabe mit spannenden Momenten und hoffe mit den großen Schuhen umgehen zu können.
Herzlichst
Architekt Josef Ullmann, MJ 1979
Obmann
Artikel aus der PetrA-Ausgabe April 2019
1. Erwähnt seien hier die Waldviertler GEA-Schuhe von Heini Staudinger, die vorne sehr breit geschnitten sind. Damit die Zehen im Schuh genug Platz haben, um sich entwickeln zu können. ↩