Franz Penninger, MJ 1969, aus Wolfsegg (1950 – 2020)
Nach acht Jahren Internat kennt man einander wie Geschwister. So wunderten wir uns damals doch ein wenig, dass sich unser Klassenkamerad Franz Penninger 1969 nach der Matura am Petrinum für die Juristerei entschied und nicht, wie wir eher vermutet hätten, für Geschichte. Historische Ereignisse und Zusammenhänge hatten ihn schon immer sehr interessiert, genauso wie die Geografie oder auch die Literatur. Ganz und gar nicht hingegen interessierten ihn die Mathematik und auch nicht das Fach Turnen. Franz wollte also Jurist werden, als Einziger in unserer Klasse. Er kam zunächst zum Bundesheer und ließ bereits aufhorchen, als er sich während seines Studiums in Salzburg für einen Einsatz als UNO-Soldat nach Zypern meldete. Voller Begeisterung über alles Erlebte kehrte er jeweils zurück, studierte fertig und hatte bald sein Doktorat in der Tasche. Als junger Rechtsanwalt ließ er sich in Vöcklabruck nieder, wo er eine gut gehende Kanzlei betrieb. Was ihn auszeichnete, war ein Herz für Menschen, die sich aus welchen Gründen auch immer im Leben schwertaten. Ohne viel und laut darüber zu reden, half er, wo er konnte. Hans Hofinger, einst Konzipient bei Penninger und später Aufsichtsratschef der Volksbanken, nennt seinen Freund und Kollegen „hilfsbereit, treu, aufrichtig, mutig und freundlich“. In Erinnerung hat er Franz aber auch als lebensfroh und durchaus originell: „Während wir Kollegen so manchen Verhandlungstag im Salzburger Müllnerbräu bei Bier und Leberkäse ausklingen ließen, erfreute sich Franz an Bier mit Cremeschnitten“. Eine weitere kulinarische Besonderheit datiert in seiner Petrinerzeit: Franz liebte Marmeladebrote über alles. In den großen Pausen belegte er mit Hilfe eines „Assistenten“ seine beiden Arme von den Händen bis zur Schulter mit Marmeladebroten und jonglierte damit in den Studiersaal, wo er sie genüsslich bis zur letzten Krume verzehrte. Franz Penninger vergaß nie, dass sein Vater in Wolfsegg einfacher Bergmann gewesen war. Dort wuchs er mit zwei jüngeren Brüdern auf, musste als Halbwüchsiger den Tod seiner Mutter verkraften und dorthin fühlte er sich zeitlebens verbunden. Mit seiner Frau Beatrix bezog er ein altes Haus in Wolfsegg, vier Kinder belebten das Gebäude, das aber Platz für mehr bot. Als Österreich nach 1992 Platz für Flüchtlinge aus Bosnien suchte, öffneten die Penningers ihr Haus und nahmen eine bosnische Familie bei sich auf. Der Kontakt zu ihnen hält bis heute an. Aus und ein ging Penninger bei den Franziskanerinnen von Vöcklabruck, die ihn zu ihrem Berater und Anwalt erkoren. Generaloberin Sr. Angelika Garstenauer hebt ganz besonders dessen Einsatz und Gespür für Schwächere hervor und ist Franz Penninger dankbar, auch nach seiner Pensionierung noch geholfen zu haben. Fachkundige Verehrung brachte der literaturbegeisterte Rechtsanwalt der Dichterlegende Thomas Bernhard entgegen, der sich gerne in Wolfsegg aufhielt und den Penninger mitunter im örtlichen Gasthaus antraf. Sehr interessierte sich Franz für die Geschichte seiner Heimatgemeinde Wolfsegg, für die er einige historische Artikel anfertigte. Große Urlaube im herkömmlichen Stil gab es bei Franz Penninger eher wenig. Für Griechenland hatte er aber eine Schwäche. So sehr, dass er für einige Jahre sogar ein Haus auf der Insel Rhodos mietete, in dem wunderbare freie Wochen verbracht wurden. Bei einem dortigen Nachbarn erlernte er sogar ein wenig Neugriechisch zu sprechen, nachdem er im humanistischen Gymnasium sechs Jahre Altgriechisch zu büffeln gehabt hatte. Später verlagerte sich seine Auslandsliebe auf das norditalienische Friaul. Mit Freunden bereiste er diesen Landstrich oft und oft und geriet ins Schwärmen, wann immer die Rede darauf kam. Seine Freunde stammten nicht nur aus Anwaltskreisen, sondern aus Wolfsegg, wo er zu Hause war. Mit ihnen traf er sich zum Stammtisch, mit ihnen spielte er regelmäßig Karten und mit ihnen verreiste er mitunter. Als seine Anwaltszeit zu Ende war, verkaufte Penninger die Kanzlei und erfand sich völlig neu. Nach kurzer Ausbildung trat er als Gottesdienstleiter seiner Pfarre auf, in der er sich zuvor schon im Pfarrgemeinderat engagiert hatte. Alle paar Sonntage übernahm er die Zeremonie, predigte und arbeitete im Pfarrteam mit. Riesenfreude machte ihm seine Familie, zu der inzwischen fünf Enkelkinder zählen. Im Juni lud er Familie und Freunde zu seinem 70. Geburtstag, ließ sich erleben wie eh und je, bevor ein hartnäckiger Husten zum Vorboten einer bösartigen und äußerst schmerzhaften Krebserkrankung wurde, der er schließlich erlag.
Bert Brandstetter, MJ 1969
Artikel aus der PetrA-Ausgabe Juli 2021