Dr. Johann „Papa“ Gruber – Kurzbiografie
Johann Gruber, geboren 1889 in Grieskirchen, verlor schon sehr früh beide Eltern und kam 1902 ins Petrinum. Hier maturierte er 1910, studierte anschließend Theologie und wurde 1913 zum Priester geweiht. Nach dem 1. Weltkrieg wurde er nach Wien zum Lehramtsstudium für Geschichte und Geografie geschickt. Er lernte dort die fortschrittlichen Methoden der Reformpädagogik kennen (z.B. koedukative Erziehung), welche er in seiner anschließenden Unterrichtstätigkeit in Linzer Schulen und schließlich ab 1934 als Direktor an der Linzer Blindenanstalt mit großem Elan als überaus beliebter Lehrer anzuwenden wusste. Das führte allerdings zu schwerwiegenden Konflikten mit den haushaltsführenden Kreuzschwestern in der Blindenanstalt, die für derlei Neuerungen kein Verständnis hatten. Diese Konflikte wurden auch über den Bischof ausgetragen, weil Gruber sich keineswegs unterkriegen ließ. Außerdem stand Gruber den 1938 einrückenden Nationalsozialisten ablehnend gegenüber. Deswegen wurde er bereits im Mai 1938 von der Gestapo verhaftet, wegen Aufwiegelung und angeblicher unsittlicher Annäherung an geistig behinderte, blinde Mädchen und Ordensschwestern angezeigt und in einem Schauprozess verurteilt. Im Jänner 2016 wurde er juristisch durch das Strafgericht Wien vollständig rehabilitiert.
Nach seiner Verurteilung wurde Johann Gruber zuerst in der Strafanstalt Garsten inhaftiert, im Februar 1940 in das KZ Dachau verlegt, bevor er im August 1940 als „Schutzhäftling Nr. 43050“ in das KZ Gusen (Nebenlager von Mauthausen) kam. Dort wurde er für viele Mithäftlinge zu „Papa“ Gruber, der ihnen mit dem Aufbau eines geheimen Hilfswerkes, der Gründung einer geheimen Lagerschule (besonders für junge Inhaftierte) und mit seiner legendären „Gruber-Suppe“ Hoffnung gab und buchstäblich so vielen das Überleben in der KZ-Hölle ermöglichte. Er selbst musste seine Hilfsaktionen mit dem Leben bezahlen, weil 1944 ein von ihm aus dem Lager geschmuggelter Brief abgefangen wurde. „Papa“ Gruber wurde verhaftet und vom Lagerkommandanten Fritz Seidler am 7. April 1944 (Karfreitag) nach tagelanger Folter ermordet.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde „Papa“ Gruber in Österreich und in der Diözese Linz „vergessen“ – manche sagen, er ist auf diese Weise ein zweites Mal gestorben. Es waren belgische, polnische und französische Überlebende des KZ Gusen, die bei Gedenkveranstaltungen in den 1980er und 1990er Jahren wieder an Dr. Johann „Papa“ Gruber erinnerten und ihn so dem Vergessen entrissen. Auf Basis von längeren Forschungen durch den Historiker DDr. Helmut Wagner verfasste der Autor Thomas Baum auf Initiative von Dr. Christoph Freudenthaler, dem Leiter des Papa-Gruber-Kreises in St. Georgen an der Gusen, das Theaterstück „Der Fall Gruber“. Dieses brachte der Regisseur und Hauptdarsteller Franz Froschauer nach einer Reihe von Vorstellungen in Kirchen (Premiere im Linzer Mariendom) nun auch am Petrinum am Freitag, 8. Februar 2019 zur Aufführung.
Mag. Manfred Kastner, MJ 1982,
Mag. Valentin Stelzer, MJ 2005
Artikel aus der PetrA-Ausgabe April 2019