Am 1. Oktober 2016 luden wir zur Dom- und Orgelführung in den Linzer Mariendom. Unserer Einladung folgten rund 20 Petriner Absolventinnen und Absolventen samt Begleitung. Durch den Dom führte uns Dompfarrer Maximilian Strasser, ebenfalls Petriner Absolvent, der uns einerseits auf zeitgeschichtliche Dokumente (Gedenktafel für Bundeskanzler Dollfuß beim Eingang des Hauptportals) hinwies und uns unter anderem die Domfenster näher brachte. Jedes der Fenster erzählt eine Geschichte mit lokalem Bezug. Angefangen von der Grundsteinlegung, über eine Pilgerfahrt der Oberösterreicher ins Heilige Land bis hin zum Linzer Fenster werden jeweils verschiedene Motive mit lokalem Bezug dargestellt. Für die Seitenportale entwarf der Künstler Karl-Martin Hartmann Fenster, die die Themengebiete Krieg (Davidsstern und Kreuz stehen einander gegenüber und symbolisieren religiös motivierte Auseinandersetzungen) und Frieden behandeln. Ebenso stecken in den Fenstern von Hartmann im
Kapellenkranz sehr viel Zahlensymbolik und Assoziationen zu den Naturwissenschaften. Hartmann ist ausgebildeter Mikrobiologe und Bildender Künstler. Für genauere Ausführungen kann ich die Publikation „Hochchor-Glasgemälde-Kunstführer des Maria-Empfängnis-Domes in Linz mit Gedanken von Maximilian Strasser, Dompfarrer“ (erschienen im THE BEST KUNSTVERLAG und im Domshop, Herrenstrasse 26, 4020 Linz erhältlich) oder eine Domführung empfehlen.
Neben den Domfenstern führte uns Max Strasser zur Gedenkstätte Franz Jägerstätters, die ein Knochenstück Jägerstätters und einen Originalauszug aus seinem Tagebuch enthält, in die Votivkapelle und in die Kapitelsakristei, wo wir die Bischofsstäbe der Bischöfe Rudigier und Manfred (übrigens der siebte und der vierzehnte Bischof von Linz waren/sind Oberösterreicher) erleben konnten. Die Besichtigung der ausgestellten Projekteinreichungen samt Siegerprojekt für die Altarraumneugestaltung, die kommendes Jahr beginnt und etwa sechs Monate in Anspruch nehmen wird, rundete die Domführung ab.
Anschließend durften wir geleitet von Domorganist Wolfgang Kreuzhuber die Rudigierorgel und auch einige Klangbeispiele erleben. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die überlieferte Aussage von Orgelforschern, die nach Fertigstellung der Rudigierorgel sinngemäß meinten, dass jeder Dom jene Orgel bekommt, die er verdient, nur Linz nicht. Damit unterstrichen sie laut Wolfgang Kreuzhuber die Fortschrittlichkeit der Rudigierorgel, mit der dem Domorganist zu Folge eine neue Epoche des Orgelbaus begann. Diese Führung beziehungsweise ein Orgelkonzert kann ich sehr empfehlen.
Christoph Redl, MJ 2002
Artikel aus der PetrA-Ausgabe November 2016