Our school liberia

Our school liberia

Oder die Geschichte eines Altpetriners, der auszog, um für ein paar Kinder die Welt ein wenig besser zu machen!
Die Ankunft.

Liberia, Roberts International Airport. Auf dem Flugfeld sind weiße Transporthubschrauber mit UN-Logo aufgereiht. Das Empfangsgebäude ist notdürftig zusammengebaut, doch UN-Mitarbeiter haben einen eigenen kleinen Terminal. Hier sitzen auch zwei Mitarbeiterinnen der liberianischen Grenzkontrolle und drücken Einreisestempel in die Pässe. Sie repräsentieren den Staat Liberia und zeigen damit auch, dass es kein Protektorat ist, das die Vereinten Nationen ausüben. Nur ohne Vereinte Nationen geht es in diesem Land leider auch nicht. Sichtbar wird dies an den Checkpoints mit UN-Blauhelmen, die auf der Fahrt vom Flughafen in die Hauptstadt in regelmäßigen Abständen auftauchen. Dazwischen Hütten, meist aus spartanischen Lehmziegeln, nur selten aus Stein. Vor den Hütten das offene Feuer, auf dem der Reis und die „Soup“ gekocht werden.

Das waren meine ersten Eindrücke, als ich am 21. Juni 2009 in Liberia ankam. Vor mir sollten Herausforderungen und Aufgaben liegen, die ich mir selbst in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen konnte.

Mein erster Kontakt mit dem Schulprojekt war Silvester 2007. Bei einem Skiausflug in die Alpen lernte ich Olivia Bräker kennen, die seit September 2007 in Liberia an dem Projekt arbeitete und für einen kurzen Heimaturlaub nach Europa zurückkam. Ich war sehr beeindruckt von ihren Erzählungen und bekundete offen mein Interesse an humanitärer Arbeit im Allgemeinen und an diesem Projekt im Speziellen. Wir verabschiedeten uns und ich sollte dann zwei Jahre weiter nichts von ihr hören, bis an einem Abend im März 2009. Das Telefon klingelte und am anderen, fernen Ende der Leitung war Olivia. Ob ich nicht Interesse hätte, als Projektmanager vor Ort das Projekt weiterzuführen? Und so begann im Juni 2009 mein Abenteuer Liberia, eine Erfahrung, und das kann ich nach mittlerweile 8 Monaten vor Ort sagen, die ich nicht missen möchte!

Liberia – tragisches Beispiel eines „Failed State“

Liberia hat viel hinter sich, zu viel für einen Staat. Es hatte sogar für mehr als zehn Jahre ganz aufgehört zu existieren. Liberia war ein trauriges Beispiel eines sogenannten „gescheiterten Staates“. Dieser Staat konnte seinen Bürgern nichts bieten und nichts mehr garantieren – weder Sicherheit noch Versorgung. Zu viel war dies auch für dessen Bewohner, die, soweit sie nicht geflohen sind, unvorstellbare Grausamkeiten ertragen mussten.

Liberia, das „befreite Land“, an der Westküste Afrikas gelegen, wurde von freigelassenen Sklaven aus den USA und der Karibik besiedelt. (Wahlspruch: „The Love of Liberty brought us here!“) Diese errichteten 1847 eine Republik nach US-amerikanischem Vorbild und beherrschten mehr als 150 Jahre die Geschichte des Landes. Die Urbevölkerung, immerhin 95 Prozent, wurde ausgegrenzt und unterdrückt. Manche sprechen von einer schwarzen Apartheit, in der die afroamerikanische Minderheit 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes innehatte. Vetternwirtschaft, Korruption und Despotismus prägten Liberia lange Zeit. Die Präsidentschaftswahlen von 1927 schafften es später sogar in das „Guiness-Buch der Rekorde“ als schlimmste Wahlfälschung der Geschichte überhaupt. In den 70er Jahren ist Liberia im Ausland hauptsächlich wegen seines Schiffsregisters bekannt geworden. Günstige Tarife führten dazu, dass weltweit immer mehr Reeder ihre Schiffe unter liberianischer Flagge fahren ließen. Auch heute ist Liberia die zweitgrößte Schifffahrtsnation der Welt. 1980 wurde die ameriko-liberianische Elite durch Offiziere mit indigener Herkunft unter der Führung von Samuel Doe gestürzt und ein Großteil der ehemaligen Herrscher öffentlich hingerichtet. Doe herrschte ebenso autokratisch und nicht weniger korrupt. Dies war gleichzeitig der Beginn einer lang anhaltenden Instabilität, die im Jahr 1990 in einen Bürgerkrieg mündete.

Die staatlichen und wirtschaftlichen Strukturen lösten sich nach und nach auf. Erst im Jahr 2003 wurde Liberia mit Hilfe massiver UN-Präsenz befriedet. Gleichzeitig setzte sich auch der Tross der internationalen Hilfsorganisationen in Bewegung. Praktisch jede größere NGO (Non Governmental Organisation) war bzw. ist vor Ort, um der Bevölkerung zumindest die Grundversorgung zu garantieren.

Konnte diese Grundversorgung, wie Zugang zu Grundnahrungsmitteln, sauberem Trinkwasser und medizinischer Versorgung doch relativ gut und effizient dank Internationalem Roten Kreuz, Ärzte ohne Grenzen, Technischem Hilfswerk,… hergestellt werden, so gibt es verständlicherweise in fast allen Bereichen des täglichen Lebens nach wie vor große Defizite. Das Ausmaß der Armut ist schwer vorstellbar und noch schwerer in Worte zu fassen. Gerade eben die nackten Zahlen sprechen keine deutliche Sprache, nur der Eindruck vor Ort kann annähernd wiedergeben, was es bedeutet, wenn eine Großfamilie von 1 USD pro Tag leben muss.

„Our School Liberia“ – ein Ort, der das Leben der Kinder ändert

Unsere Vision ist, eben diese Familien und mehr noch, die Kinder zu erreichen. Zu diesem Zwecke wurde in der Schweiz eine Stiftung gegründet, die Liberia Renaissance Foundation. Die Stiftung ermöglicht Kindern in die Schule zu gehen, welche sonst keine Chance hätten, die nötigen Mittel für eine Ausbildung aufzubringen. Die Schule befindet sich ca. 30 km außerhalb der Hauptstadt Monrovia. Das Schulgeld wird zum größten Teil durch die Stiftung aufgebracht. Der Schulbetrieb wird professionell und nach europäischen Maßstäben betrieben. Momentan haben wir ca. 180 Schüler. Unterrichtet wird in 6 Klassen. Täglich erhalten die Schüler sowie das gesamte Personal eine warme Mahlzeit. Der Unterricht wird von liberianischen Lehrkräften abgehalten. Die Lehrkräfte werden durch externe Lehrer unterstützt und weitergebildet.

Meine Arbeit als Projektmanager besteht hauptsächlich darin, diesen Schulbetrieb zu sichern. In einem Land, in dem praktisch keine Infrastruktur besteht, bedeutet das vor allem eines: Improvisation. Strom für den Schulbetrieb erzeugen wir mit zwei Generatoren, die Lehrer werden von uns mit einem Schulbus täglich aus der Hauptstadt abgeholt. Qualifizierte Lehrkräfte im ländlichen Raum zu finden, ist praktisch unmöglich. Und so lautet die ständige Herausforderung: Funktionieren die Fahrzeuge, damit die Lehrer auch tatsächlich an der Schule unterrichten können? Funktionieren die Generatoren, um neben Licht und Ventilatoren auch das Computerlabor, eine Spende aus der Schweiz, betreiben zu könne? Gibt es überhaupt genug Diesel in Liberia (künstliche und weltmarktabhängige Kürzungen der Diesellieferungen stehen an der Tagesordnung)? Fließen die Toiletten noch alle ab, hat das Dach ein Loch oder hält es den tropischen Regenfällen stand?
In einem sogenannten „failed state“ wie Liberia ist natürlich auch die Arbeit mit Ministerien, Verwaltung, Ordnungs-behörden geprägt von Willkür und Korruption. Schulzulassung, Prüfungsfragebögen, Arbeits-genehmigungen, Einkommens- und Lohnsteuer, Versicherungen, etc… – alles bedeutet eine Herausforderung für sich und oft mehrere Amtsgänge über Wochen hinweg ohne konkrete Ergebnisse.
Der Lohn für die Mühen ist die Gewissheit, für die 200 Kinder an der Schule einen Platz geschaffen zu haben, wo sie Kinder sein dürfen, die Sicherheit von Regeln und Routinen spüren und einen Grundstock für ihre Zukunft legen können. Bildung als ein Baustein für die Zukunft der Kinder von Liberia und für ein friedliches Zusammenleben aller. Solange Liberia versucht sich eine sichere Zukunft zu gestalten, möchten wir “Our School“ ideell sowie finanziell so lange unterstützen, bis sich Liberia ganz rehabilitiert hat.

Wer helfen möchte, kann dies am besten mit einer direkten Spende an die Stiftung machen. Sachspenden sind ob der extrem hohen Transportkosten nicht sehr empfehlenswert:
Homepage: http://www.our-school-liberia.com
PHZ Privat- und Handelsbank Zürich AG
Löwenstrasse 56
8001 Zürich
Switzerland

Kto. Nummer 00200006.051001
IBAN CH89 0883 4200 0060 5100 1
BC 8834
Swift PHZZCHZ1XXX

Andreas Waser (MJ 1998)
 

„Archaeological site exposed by road cut, Northern Liberia (West Africa), 1968“ by John Atherton licensed under CC BY-SA 2.0

Der Verein der Petriner Absolventinnen und Absolventen - kurz PetrA - fördert den gemeinsamen Kontakt und freundschaftliche Beziehungen zwischen ehemaligen Schülerinnen und Schülern des Bischöflichen Gymnasiums Petrinum in Linz. Dies geschieht durch die Publikation der Vereinszeitung, das Treffen bei gemeinsamen Veranstaltungen und die Organisation von Reisen.

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